Wie wichtig ist Ihnen Ihr persönliches Wissen? Haben Sie sich schon einmal systematisch und bewusst damit befasst? In diesem Blogbeitrag gebe ich Ihnen ein paar Impulse, anhand derer Sie in wenigen Schritten die Entwicklung Ihres Wissens bewusster und erfolgreicher steuern als vielleicht bislang.

Was meinen wir eigentlich, wenn wir von Wissen sprechen? Sprechen wir nicht oftmals nur von einer Information oder sogar von reinen Daten?

Abhängig von unserer Wahrnehmung und unserem Bewusstsein nimmt unser Gehirn Informationen auf, welche nichts anderes als gebündelte Daten sind und vermengt sie mit unseren Erfahrungen, Emotionen und mit unserem Vorwissen. Das alles geschieht zudem in Abhängigkeit zur jeweiligen Situation, in der wir u15ns befinden. Daraus entsteht das Produkt „persönliches Wissen“.
Sie fürchten Nachteile gegenüber anderen, wenn Sie Ihr Wissen teilen? Es gibt eine gute Nachricht! Egal wie ausführlich Sie Ihr Wissen mit anderen teilen, werden Sie höchstens Fragmente daraus weitergeben. Sie geben lediglich Informationen weiter, welche die Empfänger abhängig von deren Hintergrund und Situation nach dem oben genannten Prinzip zu deren persönlichem Wissen umwandeln können. Das Bedeutet, dass Ihr Wissen immer Ihr Wissen bleiben wird.

„Wissen und dessen Entwicklung und „Speicherung“ ist eindeutig und ausschliesslich an ein Individuum gebunden.“

– Reinhard Willfort, 2017

Das persönliche Wissensmanagement verfolgt sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext das Ziel, unser persönliches Wissen so zu gestalten, dass wir es möglichst effizient nutzen und weiterentwickeln können, um damit unsere Kompetenzen zu stärken.

Vielleicht fragen Sie sich, ob es wirklich notwendig ist, sich so ausführlich mit einem so individuellen Bereich auseinanderzusetzen. Schliesslich sind wir alle Erwachsen, haben mindestens einen Beruf gelernt und stehen mit beiden Beinen im Leben. Nun, die folgenden Beispiele (vgl. Eppler, 2004) aus dem Alltag von erwachsenen, berufstätigen Einzelpersonen zeigen, dass das persönliche Wissensmanagement für alle relevant ist:

  • Wir planen unsere Karriere neu und sind auf neues Fachwissen angewiesen.
  • Wir sind Expertin oder Experte in mind. einem Gebiet und haben den Anspruch, unseren Wissensstand qualitativ und quantitativ auf einem hohen Niveau zu halten.
  • Viele von uns überfluten sich täglich ziellos mit Informationen. Dabei verzetteln wir uns und verlieren wertvolle Zeit.
  • Wir konsumieren jede greifbare Information und um dies zu erreichen, setzen wir uns selbst unter Druck. Im Übrigen spricht man in diesem Zusammenhang von FOMO (= Fear of missing out), die neue Angst unserer Gesellschaft, etwas Wichtiges zu verpassen oder nicht auf dem neuesten Stand zu sein.
  • Wir nehmen uns immer wieder vor, uns mit bestimmten Themen auseinander zu setzen, und schaffen es – Woche für Woche, Monat für Monat – doch nicht.
  • Wir wünschen uns beispielsweise im beruflichen Umfeld ein zusammenhängendes Bild zu komplexen Fachgebieten.

Sehr ausführlich geht Richard Pircher (2014) darauf ein, wie persönliches Wissensmanagement umgesetzt werden kann. Vereinfacht empfehle ich Ihnen fünf Schritte, mit denen Sie Ihr persönliches Wissen in einzelnen Themengebieten und folglich Ihre Kompetenzen bewusst und zielgerichtet entwickeln können:

1. Interessensgebiete und Themen definieren
2. Vorhandenes Wissen definieren und aktuell relevante Wissenslücken identifizieren
3. Ziel und Nutzen des neuen Wissens definieren
4. Relevante Informationen recherchieren und erhalten
5. Umgang mit dem Wissen

1. Interessensgebiete und Themen definieren
In diesem ersten Schritt lenken Sie Ihren Fokus auf Themen, zu denen Sie neues Wissen erlangen möchten. Vor allem für wissbegierige Menschen mit einem breiten Interessenspektrum ist eine solche Abklärung wichtig, um sich mit dem Recherchieren nach neuen Informationen nicht ins Uferlose zu verlieren.
Verschiedene Methoden helfen, einen Überblick und Klarheit über relevante Themen zu erhalten. Stehen Sie einer grossen Fülle an Themen gegenüber, ist das Brainstorming ein guter Startpunkt, um eine anschliessende Kategorisierung und Klassifizierung zu vereinfachen. 
In diesem Zusammenhang eignet sich unter anderem auch das Prinzip der Eisenhower-Matrix, bei dem Sie Ihre Priorisierung nach den Aspekten der Wichtigkeit und Dringlichkeit richten.

2. Vorhandenes Wissen definieren und aktuell relevante Wissenslücken identifizieren
Vorweg nehmend ist zu erwähnen, dass das Ziel dieser Frage nicht das Abbilden Ihres gesamten Wissens im Detail ist, denn dies ist schlicht nicht möglich. Ebenso werden Sie nicht alle möglichen Wissenslücken identifizieren können, da das gesamte existierende Fachwissen eines Themengebietes für die menschliche, individuelle Wahrnehmung nicht ansatzweise greifbar ist. 
Hier geht es darum, einen groben Überblick über Ihre Fokusthemen zu gewinnen und darin die für Sie aktuell relevanten Wissenslücken festzustellen, welche Sie in absehbarer Zeit zu bearbeiten planen.

Auch zu diesem Zweck gibt es zahlreiche Ansätze und Methoden, wovon ich in diesem Beitrag lediglich zwei empfehle, das Mind Mapping und das Concept Mapping:
Die allgemein sehr verbreitete Methode des Mind Mappings eignet sich dann, wenn Sie Ihre Themen und die Bereiche Ihres Wissens von grob bis detailliert, hierarchisch und stichwortartig visuell in eine Art Baumstruktur darstellen möchten. Dabei bildet ein einziger Begriff (= hier Denkeinheit, Sachverhalt) das Zentrum der Darstellung, welches durch eine Benennung dargestellt wird. Der Nachteil ist, dass hier keine Querverbindungen vorgesehen sind und nur ein Begriff im Zentrum steht.

Möchten Sie sich intensiver mit Ihrer Wissensstruktur auseinandersetzen, bietet sich das Concept Mapping ideal an. Mit dieser Methode erarbeiten Sie ein visuelles Netzwerk aus mehreren Begriffen, wobei die Beziehung zwischen den Begriffen im Zentrum steht.

Beim Erstellen eines Concept Maps, genauer gesagt beim Ordnen und Herstellen von Beziehungen zwischen den Begriffen, identifizieren Sie automatisch vorhandene Wissenslücken, was zudem bedeutend für diese Methode spricht.

An dieser Stelle betrachten Sie idealerweise nocheinmal die festgestellten Defizite und definieren, ob sie eher in die Tiefe oder in die Breite gehen. Dieses Erkenntnis erleichtert Ihnen die spätere Informationssuche bedeutend.

3. Ziel und Nutzen des neuen Wissens definieren 
Ihre möglichst präzise und aktuelle Zieldefinition dient Ihnen mehrfach, da sie Bewusstsein darüber schafft,

  • wie und wo Sie Ihr neues persönliches Wissen einsetzen und Informationen weitergeben möchten
  • welche Bedeutung es für Sie hat
  • welchen Nutzen (rational/emotional) Sie aufgrund dessen erwarten.

Notieren Sie Ihre detaillierte Zieldefinition so, dass Sie sie immer wieder nachlesen und den Grad Ihres Fortschritts prüfen können. Diese Reflexion und das damit einhergehende Bewusstsein hilft Ihnen im Alltag, sich konzentrierter und systematischer mit Ihrem persönlichen Wissensmanagement zu befassen.
Im Anschluss empfehle ich, die vorher erkannten Wissenslücken neu zu gewichten und schriftlich eine neue Rangfolge festzulegen.

4. Relevante Informationen recherchieren und erhalten
Sie benötigen relevante und hochstehende Informationen. Bevor Sie sich auf die Internet-Suchmaschine Ihres Vertrauens stürzen, stellen Sie sich diese Fragen und halten Sie auch hier Ihre Antworten schriftlich fest:

  • Welche Personen aus Ihrem Umfeld besitzen relevantes Expertenwissen?
  • Welche Personen könnten Ihnen Experten oder andere Informationsquellen empfehlen?
  • Kommt zu Ihrem Thema eine Weiterbildung, ein Seminar oder ein Fachvortrag in Frage?
  • Welche Institution (z. B. Bildungseinrichtung, Fachtagung, Fach- und Berufsverband) bietet das richtige Angebot an?
  • Welche Fachliteratur oder Fachzeitschriften gibt es zu Ihrem Thema?
  • Gibt es sonstige nützliche Medienarten (z. B. Videos, Online-Hilfen, Anleitungen, Leitfäden, Normen, Richtlinien)?

Erst wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, empfehle ich Ihnen mit der Recherche zu beginnen. Für Internetrecherchen können Sie übrigens neben Suchmaschinen auch sehr oft das Social Media einsetzen:

  • Gruppen auf LinkedIn oder Facebook: Treten Sie ihnen bei, vernetzen Sie sich ungeniert mit den Experten und posten Sie vor allem Ihre konkrete Frage. In gut moderierten und aktiven Gruppen erhalten Sie schnell viele konstruktive Rückmeldungen mit Antworten und Empfehlungen, welche sie prüfen und gegebenenfalls für sich verwenden können.
  • Via Hashtag# plus Schlüsselwort erhalten Sie zum Beispiel auf Twitter interessante Verknüpfungen zu Experten, Unternehmen, Organisationen resp. zu Artikel, Blogbeiträge etc. worauf sie dort verlinken. Hierfür ist die Kombination aus den relevanten Schlüsselwörtern besonders entscheidend.

5. Umgang mit dem Wissen
Hier beginnt Ihre eigentliche Arbeit. Informationen zu sammeln ist eine Sache, bewusst Wissen zu generieren eine andere.
Beherzigen Sie daher folgende Ratschläge.

Strukturieren, dokumentieren und pflegen Sie Ihr Wissen laufend:

  • Gliedern Sie Ihr neues Wissen im Gebilde Ihres Vorwissens ein und stellen Sie Verbindungen und Beziehungen zu Ihrem Vorwissen her. Dadurch schaffen Sie sich ein nachvollziehbares, zusammenhängendes Wissensgebilde.
  • Halten Sie neues Wissen, in Form von Informationen, Erkenntnisse und Erfahrungen konsequent schriftlich fest: Mind Maps, Concept Maps, Mikroartikel, Wissenstagebücher, Wissenslandkarten, Wikis, Wissensdatenbanken etc. 
  • Ziehen Sie hierfür eine digitale Erfassung vor, damit Sie Informationen schneller auffinden können, einzelne Informationen besser miteinander verknüpfen können (Wikipedia-Prinzip) und eine bessere Ordnung ermöglichen können.
  • Pflegen Sie Ihre Dokumentation ständig nach, damit sie ihren Wert nicht verliert.
  • Seien Sie ausserdem grosszügig, wenn es darum geht, andere Menschen mit Ihrem Wissen zu unterstützen. Geben Sie nützliche Informationen und Erfahrungen weiter.
    Bringen Sie sich auch selbst in Communities wie zum Beispiel das von Büro Züri ein. Damit zeigen Sie ausserdem Ihre eigene Fachkompetenz.

Betrachten Sie diesen Beitrag als eine Empfehlung oder als Impuls für Ihren alltäglichen Umgang mit Ihren Interessen und Herausforderungen, die dazu notwendigen Informationen und Ihrem wertvollen persönlichen Wissen.
In weiteren Blogbeiträgen werde ich etwas genauer auf die Frage nach nützlichen Tools für das persönliche Wissensmanagement, auf einzelne Methoden sowie auf Recherchetechniken und Netzwerkstrategien eingehen.

Bitte nutzen Sie die Gelegenheit und schreiben Sie ein Kommentar mit Ihren Erfahrungen, Empfehlungen oder Fragen unter diesem Beitrag. Sehr gern beantworte ich Ihre Fragen auch in einem persönlichen Gespräch. Nehmen Sie gern Kontakt mit mir auf.

Herzliche Grüsse
Azadeh Eshaghi

 

Ersterscheinung: https://buero-zueri.ch/blog/persnliches-wissensmanagement–in-5-schritten